Die Ernährungsindustrie hat eine hohe Bedeutung für Mecklenburg-Vorpommern und ist mit Abstand die größte und wichtigste Industriebranche. Das geht aus einer Studie hervor, die die NORD/LB Norddeutsche Landesbank zur Ernährungsindustrie für das Bundesland vorgelegt hat.
Bei der Ernährungsindustrie handelt es sich um keine Wachstumsbranche, sondern um eine Branche mit einem weitgehend konstanten Marktvolumen. Positiv ist in diesem Zusammenhang, dass die Umsätze je Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern und in Deutschland insgesamt über den gesamten Betrachtungszeitraum nahezu identisch sind. Der Umsatz je Mitarbeiter liegt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern mit 286,59 TEUR sogar über dem bundesdeutschen Wert (256,26 TEUR), so dass die Branche über eine wettbewerbsfähige Betriebsgrößenstruktur verfügt.
Die Umsatzentwicklung der Ernährungsindustrie in Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich im bundesdeutschen Vergleich weniger dynamisch. In Mecklenburg-Vorpommern weist der Umsatz zwischen 2007 und 2014 nur eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 1,4 Prozent auf und liegt damit unter dem bundesdeutschen Wert von 2,3 Prozent. Diese Entwicklung ist unter anderem auf die niedrigere Exportquote der Branche in Mecklenburg-Vorpommern zurückzuführen.
Verteilt man die Beschäftigung auf Branchensegmente und vergleicht diese mit dem bundesdeutschen Durchschnitt, so fällt auf, dass der Beschäftigungsanteil der beiden großen Segmente „Schlachtung & Fleischverarbeitung“ und „Herstellung von Brot/ Backwaren fast den bundesdeutschen Werten entspricht. Die Verarbeitung von Obst und Gemüse ist mit einem Anteil von 6,4 Prozent deutlich größer als in Deutschland insgesamt (3,8 Prozent). Ähnlich verhält es sich bei der Milchverarbeitung. Bei der Herstellung sonstiger Lebensmittel hat Mecklenburg-Vorpommern dagegen mit 12,7 Prozent einen geringeren Beschäftigungsanteil als der deutsche Durchschnitt. Gleiches gilt für die Getränkeherstellung, so dass das Land in zwei Segmenten unterrepräsentiert ist.
Die Ernährungsindustrie insgesamt muss angesichts vieler Herausforderungen Geschäftsmodelle hinterfragen und Strukturen optimieren. Die Branche in Mecklenburg-Vorpommern steht vor den gleichen Herausforderungen. Allerdings verfügt das Bundesland über gute Rahmenbedingungen, um seine wichtigste Industriebranche zukunftssicher aufzustellen. Hierzu zählen neben einer leistungsfähigen Landwirtschaft und einer guten Verkehrs- und Logistikinfrastruktur vor allem die Möglichkeiten zur Generierung und Etablierung integrierter Wertschöpfungsketten, um den Herausforderungen wie zum Beispiel Beschaffungsrisiken, geändertes Verbraucherverhalten, Innovationsfähigkeit und Kooperationsfähigkeit begegnen zu können.
Neben Energie, Tourismus, Gesundheitswirtschaft und der maritimen Branche bildet das Ernährungsgewerbe ein zentrales Cluster, das durch die Integration mit Land-, gesundheits- und Tourismuswirtschaft weitere Perspektiven hat und Chancen eröffnen kann. Dies setzt allerdings auch einen flächendeckenden Breitbandausbau voraus, um den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen zu können. Um in den oftmals gesättigten Absatzmärkten zu bestehen und zu expandieren, bietet der unterdurchschnittliche Exportanteil einen weiteren möglichen Ansatzpunkt. Durch die aufkommende Fachkräfteproblematik sollte in Zusammenarbeit mit Betrieben, Verbänden und Kammern die Ausbildung weiter gestärkt werden. Auch Hochschulkooperationen bieten Chancen für Fachkräftesicherung und Innovation.
Die größten Chancen, dem Ertragsdruck zu entgehen, sieht die Branche in der Beschaffung, der Erzielung zusätzlicher Erträge auf der Absatzseite und der Effizienzsteigerung in der Produktion. Mit seiner Landwirtschaft und der hohen Bedeutung von wichtigen Abnehmerbranchen verfügt das Bundesland laut NORD/LB-Studie über die richtigen Rahmenbedingungen zur Nutzung dieser Chancen. Nicht zuletzt könnte das Land die Bedingungen dafür nutzen, weitere Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern anzusiedeln. Das gilt in erster Linie für Unternehmen, die mit heimischen Lieferanten integrierte Wertschöpfungsketten „Vom Acker bis zum Teller“ aufbauen wollen.
PDF Download:
Mecklenburg-Vorpommern Report Mai/2016: Ernährungsindustrie - Chancen erkennen und nutzen
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