NORD/LB-Neujahrsprognose: Hoffnung auf Inflationsrückgang und Zinssenkungen in 2024

Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank hat heute ihre Neujahrsprognose präsentiert. Die Volkswirte der Bank gehen davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung auch im Jahr 2024 verhalten zeigt.

  • Konjunkturschwäche und Inflationsrückgang ebnen Weg für Zinssenkungen der EZB in diesem Jahr
  • NORD/LB rechnet 2024 mit leichtem BIP-Anstieg von 0,3 Prozent in Deutschland
  • Erwartete Wachstumsrate für Niedersachsen liegt bei 0,4 Prozent

Christoph Dieng, Vorstandsmitglied der NORD/LB, sagte: „Wir rechnen mit einer anhaltend schwachen Konjunkturdynamik. Das Wachstum der Weltwirtschaft erwarten wir in einem Bereich von 2,5 bis 3,0 Prozent. Der Welthandel dürfte sich ebenfalls gedämpft entwickeln, aber zumindest etwas stärker expandieren als 2023.”

Die Musik spielt nach Einschätzung der NORD/LB-Volkswirte auch 2024 auf der Zinsseite: „Der zuletzt starke Rückgang der Inflation hat an den Märkten bereits ausgeprägte Zinssenkungsfantasien aufkommen lassen und im Zuge dessen eine Rallye an den Aktien- und Bondmärkten ausgelöst“, sagte Dieng am Montag in Hannover.

Die Konjunkturschwäche und der Inflationsrückgang im Euroraum ebnen nach Einschätzung der NORD/LB-Analysten den Weg für Zinssenkungen der EZB: Nach zehn Zinserhöhungen in Folge legte die EZB im Oktober 2023 eine Zinspause ein. Das erreichte Leitzinsniveau von 4,0 Prozent beim Einlagesatz dürfte gemäß Prognose zugleich das Ende im Zinserhöhungszyklus markieren. Das Research der Bank erwartet eine deutliche Anpassung der Kommunikation durch die EZB im Frühjahr und dann den Beginn eines moderaten Zinssenkungszyklus zum Sommer. Bis Ende 2024 halten die Volkswirte der NORD/LB Zinssenkungen um 125 Basispunkte für realistisch. „Das genaue Timing des ersten Zinsschritts wie auch das Ausmaß werden jedoch stark datenabhängig sein“, fasste Dieng zusammen.

Eine große Hoffnung liegt auf einem Comeback des Konsums für 2024. „Dank geringerer Inflation werden die Realeinkommen in vielen Ländern wieder zulegen“, sagte Dieng. Insbesondere bleibe aber die geopolitische Lage sehr fragil und auch ein zu starkes Abbremsen sei laut Dieng durch die restriktive Wirkung von Geld- und Fiskalpolitik möglich.

Nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 geht die NORD/LB für das Jahr 2024 von einem leichten Wachstum aus: „Die deutsche Wirtschaft bleibt vorerst aber in der Stagnation gefangen. Die konjunkturelle Dynamik war im Jahr 2023 schwach, auch für die kommenden Monate zeichnet sich kein Rückenwind ab. Zu groß sind derzeit die Unsicherheiten und Belastungen durch Geopolitik, die hohen Energiepreise, die Adjustierung der Haushaltspolitik und die Zinswende“, sagte Christian Lips, Chefvolkswirt der NORD/LB. „Dank geringerer Inflation zeichnet sich beim privaten Konsum in Deutschland zwar eine Belebung ab, andererseits erwarten wir eine schwache Entwicklung der Investitionen.“, sagte Lips.

Die Bauinvestitionen dürften nach Einschätzung des NORD/LB-Chefvolkswirtes durch die restriktive Geldpolitik erneut zurückgehen. „Die Unternehmen sind insbesondere im Wohnungsbau mit einer regelrechten Stornierungswelle konfrontiert. Fast jedes zweite Bauunternehmen klagt aktuell über einen Auftragsmangel“, so Lips. „Zumindest bei der EZB-Zinspolitik dürfen Unternehmen und Marktteilnehmer im laufenden Jahr auf eine Erleichterung hoffen.“

Die BIP-Prognose der NORD/LB fällt entsprechend vorsichtig aus: Im Ergebnis prognostiziert der Chefvolkswirt der Bank für das Jahr 2024 einen Anstieg des realen BIP in Deutschland von 0,3 Prozent.

Die beschriebenen Rahmenbedingungen wirken sich auch auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Niedersachsen aus. Für das Gesamtjahr 2023 rechnen die Experten mit einem leichten Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent. Für das laufende Jahr 2024 erwarten die Analysten ein BIP-Wachstum von 0,4 Prozent.

Dr. Martina Noß, Leiterin Research bei der NORD/LB, sagte in diesem Zusammenhang: „Die schwache Konjuktur, die wir in Deutschland aber auch in der Eurozone sehen, wirkt sich auch auf Niedersachsen aus. Daher erwarten wir weiterhin eine verhaltene Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe, welche unter anderem von den zuletzt gestiegenen Zinsen betroffen sind. Auch bei den Dienstleistungen zeigt sich kein wesentlich besseres Bild.“ In welchem Ausmaß die niedersächsische Wirtschaft durch die angeführten Parameter insgesamt belastet wird, werde nach Einschätzung der Volkswirte nicht zuletzt auch dadurch bestimmt, inwieweit die wirtschafts- und haushaltspolitischen Probleme nachhaltig gelöst werden. „Positiv zu vermerken ist, dass sich der Arbeitsmarkt noch stabil zeigt. Die Zahlen zeigen aber auch eine gewisse Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung“, sagte Noß abschließend.  


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Über die NORD/LB

Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank gehört zu den führenden deutschen Geschäftsbanken. Als öffentlich-rechtliches Institut ist sie Teil der S-Finanzgruppe. Zu den Kerngeschäftsfeldern zählen Firmenkunden, Spezialfinanzierungen im Energie- und Infrastruktursektor sowie für Flugzeuge, die Finanzierung von Gewerbeimmobilien über die Deutsche Hypo, das Kapitalmarktgeschäft, das Verbundgeschäft mit den Sparkassen sowie Privat- und Geschäftskunden einschließlich Private Banking. Die Bank hat ihren Sitz in Hannover, Braunschweig und Magdeburg und verfügt über Niederlassungen in Bremen, Oldenburg, Hamburg, Schwerin, Düsseldorf und München. Außerhalb Deutschlands ist die NORD/LB mit einer Pfandbriefbank (NORD/LB Covered Bond Bank) in Luxemburg sowie mit Niederlassungen in London, New York und Singapur vertreten.

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