„Die Begebung über finpair erzeugte mehr Effizienz und Transparenz“

Ein Doppelinterview mit Birgit Determann, Senior Project Managerin NORD/LB, und Matthias Breimhorst, CFO Felix Schoeller Group.

Birgit Determann, Senior Project Managerin NORD/LB
Matthias Breimhorst, CFO Felix Schoeller Group; ©Felix Schoeller Group

Herr Breimhorst, worum ging es bei Ihrer letzten Finanzierungsrunde mit der NORD/LB? Welches Projekt sollte konkret finanziert werden?  

Breimhorst: Ansatzpunkt für die Finanzierung war die frühe Refinanzierung von Schuldscheindarlehen, die in den kommenden zwei Jahren fällig geworden wären und damit die längerfristige Ausrichtung unserer Fälligkeitenstruktur. Es stand kein konkretes Projekt im Finanzierungsfokus. Die Schuldscheindarlehen dienen der allgemeinen Unternehmensfinanzierung und als Sockelfinanzierung.

Frau Determann, Sie standen der Felix Schoeller Group in dem Projekt als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Was war neu bei der Emission des digitalen ESG-Schuldscheins?

Determann: Die Felix Schoeller Group ist bereits ein erfahrener Schuldschein Emittent. Das erste Schuldscheindarlehen wurde 2014 begeben. Nach dem ersten digitalen im Jahr 2020 über finpair war dies das erste, welches über eine ESG Komponente verfügt.

Die Ausgabe über die digitale Schuldschein Plattform finpair hat verschiedene Vorteile sowohl für die Investoren als auch den Emittenten. So ermöglicht die Plattform den Investoren zum Beispiel die direkte Kommunikation mit dem Emittenten. Eine vom Investor gestellte Frage kann durch den Emittenten direkt und selber beantwortet werden und dieser kann entscheiden, ob Frage und Antwort für alle Investoren, die die Transaktion prüfen, sichtbar werden.

Der Emittent seinerseits hat die Möglichkeit, sein Orderbuch rund um die Uhr live zu verfolgen. Darüber hinaus wird sein gesamtes Schuldscheinportfolio inkl. übergreifender Reportings abgebildet. Das ist gerade für einen Emittenten wie die Felix Schoeller Group, die schon mehrfach am Markt war, ein hilfreiches Tool.

Herr Breimhorst, Sie haben den Schuldschein digital über finpair abgewickelt. Wie war die Erfahrung der Emission über einen digitalen Kanal für Sie?

Breimhorst: Die Begebung über finpair führte zu geringerem Aufwand in unserem Hause, da die meisten Unterlagen, die im Rahmen der Vermarktung zur Verfügung gestellt werden müssen, bereits auf der Plattform eingestellt waren. Mit der digitalen Plattform hatten wir darüber hinaus jederzeit volle Transparenz über das Orderbuch.

Für uns war der zweistufige Prozess, bei dem zunächst die Bestandsinvestoren angesprochen wurden und erst danach entschieden wurde, welchen weiteren Investoren das Darlehen angeboten wird, ideal, da wir dadurch ein optimales Pricing erzielen und unsere Investorenbasis sinnvoll erweitern konnten.

Frau Determann, für die ESG Komponente wird das Nachhaltigkeitsrating von Ecovadis genutzt. Wie wirkt sich die Einstufung auf die Ausgestaltung des Kreditvertrages aus?

Determann: Wir sehen eine zunehmende Anzahl von Kreditdokumentationen, in die eine nachhaltige Komponente aufgenommen wird. Im Schuldscheinmarkt gibt es Prognosen, die für 2022 von bis zu 50% nachhaltiger Transaktionen ausgehen. Eine in den Schuldscheindarlehen-Vertrag eingebaute Nachhaltigkeitskomponente bedeutet für den Emittenten eine zusätzliche Reportingverpflichtung. Da die Felix Schoeller Group aber bereits vor Begebung dieses Schuldscheindarlehens über das Nachhaltigkeitsrating verfügte, bedeutet es im konkreten Fall keinen zusätzlichen Aufwand. Es wurde eine zusätzliche Vergütungskomponente eingefügt, d.h. abhängig von der Entwicklung des Nachhaltigkeitsratings bei der Felix Schoeller Group kann ein Zinsauf- oder -abschlag fällig werden.

Herr Breimhorst, was bedeutete das Rating für Sie und welche Folgen hatte es in der Ausgestaltung des Schuldscheinvertrages?

Breimhorst: Als Familienunternehmen handeln wir verantwortlich für Mensch, Natur und Umwelt. Das EcoVadis-Rating ist für uns ein Ausdruck unseres Commitments zu Nachhaltigkeit. Es analysiert und bewertet unsere Performance anhand von 21 Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung, wie wir diese Themen im Unternehmen umsetzen. Unsere Finanzierung nun auch nachhaltig umzusetzen, ist für uns ein wesentlicher Schritt hin zur ganzheitlichen Nachhaltigkeit.

Kontakt