„Alle Absatzmärkte haben eine positive Entwicklung gezeigt“
Von der autonomen Druckerei bis hin zu neuen Finanzierungsmodellen – die Heidelberger Druckmaschinen AG (HEIDELBERG) gestaltet die Zukunft der Branche mit modernsten Technologien und strategischen Partnerschaften. CFO Tania von der Goltz erläutert im Interview, welche Rolle künstliche Intelligenz in der Produktion spielt, wie das Unternehmen sein internationales Geschäft weiter ausbaut und warum smarte Finanzierungslösungen entscheidend für den Erfolg sind.
Sie sind weltweit führender Hersteller von Hightech-Druckmaschinen, bieten neueste Services im Bereich Digitaldruckangebote und Lösungen für die Printmedienindustrie – vor welchen wesentlichen Chancen & Herausforderungen steht Ihre Branche derzeit und wie kann KI die Druckerei von morgen beeinflussen?
Die Druckindustrie steht vor spannenden Chancen. Nachhaltige Verpackungslösungen gewinnen weltweit an Bedeutung, da die Weltbevölkerung wächst und zeitgleich der Bedarf an Alternativen zu Plastik steigt. Dieses Geschäft macht mittlerweile mehr als die Hälfte des Umsatzes aus und dürfte sich angesichts des globalen Marktpotenzials auch zukünftig positiv entwickeln. Zudem stärkt das Unternehmen durch eine Partnerschaft mit Canon seine Position im wachsenden industriellen Digitaldruckgeschäft für die Printmedienindustrie. Ein weiterer strategischer Schwerpunkt liegt im Ausbau des globalen Service- und Verbrauchsmaterialgeschäftes, wodurch langfristig wiederkehrende Ertragsquellen gestärkt und erschlossen werden sollen.
Trotz des oft angenommenen Gegensatzes zwischen Druck und Digitalisierung ist die Branche heute digitaler denn je. Vernetzte Druckmaschinen, „Over-the-Air-Updates“ und intelligente Assistenzsysteme sind bei HEIDELBERG seit mehr als 20 Jahren Standard. Rund 13.000 Maschinen sind mit der Unternehmens-Cloud verbunden und ermöglichen datengetriebene Optimierungen. Ziel ist die KI-gesteuerte Druckerei, die autonome Schichten kostengünstig und effizient ermöglicht. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine zentrale Rolle. HEIDELBERG hat eine eigene Software entwickelt, mit der Kunden alle Prozesse in ihrer Druckerei autonom betreiben können. Die ab 2025 verfügbare Version verbessert die Produktivität der Abläufe unsere Kunden weiter signifikant und entscheidet durch Einsatz von künstlicher Intelligenz, welche Drucktechnologie – Offset oder Digital – für einen Auftrag mit spezifischer Auflage und Anforderung die optimale ist, und führt diesen automatisiert durch. Zudem hat HEIDELBERG in den vergangenen Jahren auch in Robotik investiert. Dies sichert in Summe nicht nur die technologische Führungsposition von HEIDELBERG, sondern zeigt, wie Automatisierung und KI die Druckerei von morgen weiter prägen werden.
Welche Absatzmärkte verzeichnen derzeit besonders gute Zuwächse und welche Rolle spielen Ihre Finanzierungspartner in der operativen Abwicklung Ihrer Aufträge aus der Fachmesse?
Im Grunde genommen haben alle Absatzmärkte eine positive Entwicklung gezeigt, wobei Europa und Asien herausstachen. Langfristig bietet insbesondere Asien aufgrund des anhaltenden Bevölkerungs- und Wohlstandswachstums hohes Wachstumspotenzial für HEIDELBERG.
Unsere Maschinen sind finanzierungsintensive Investitionsgüter. Der Bereich Heidelberg Financial Services unterstützt Druckereien seit Jahren erfolgreich bei Finanzierungslösungen. Wir moderieren aktiv zwischen unseren Kunden und unseren weltweiten Finanzierungspartnern. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Leasinggesellschaften, die eng mit uns kooperieren. Etwa jede dritte von HEIDELBERG verkaufte Maschine wird über unsere Finanzierungspartner finanziert. Daher ist es üblich, dass unsere größten Finanzierungspartner auf den Messen – wie auch im letzten Jahr auf der Leitmesse drupa – präsent sind.
Um die Finanzierungsrisiken und die Mittelbindung für HEIDELBERG zu minimieren, werden Absatzfinanzierungen grundsätzlich primär mit externen Finanzierungspartnern durchgeführt. Für Kunden, für die eine Finanzierung über Finanzierungspartner nicht zu Stande kommt oder in solchen Märkten, in denen der Kapitalmarkt nicht ausreichend entwickelt ist oder kein effizienter Zugang zu Finanzierungsdienstleistungen besteht, prüfen wir eine Finanzierung über unsere eigene Finanzierungsgesellschaft. Eine maßgeschneiderte Finanzierung trägt wesentlich zum Erfolg unserer Kunden bei.
Als Druckmaschinenhersteller spielt Working Capital Management eine naturgemäß wichtige Rolle. Welche Vorteile versprechen Sie sich durch die jüngste Implementierung eines Supply Chain Finance Programms?
Als Maschinenbauer und ambitioniertes Unternehmen ist man immer bestrebt die eigene NWC (Net Working Capital) und Cash Position zu verbessern, wozu auch die Verlängerung der Zahlungsziele gehört. Nicht immer funktioniert das, oder führt zu Nachteilen etwa bei den Kosten. Supply Chain Financing Programme bieten vordergründig das Potenzial, Zahlungsziele zu verlängern, ohne die Position der Lieferanten zu verschlechtern, die weiterhin ihr Geld zum vereinbarten Zeitpunkt erhalten. Gleichzeitig können wir bei HEIDELBERG unser Net Working Capital optimieren und das gebundene Kapital reduzieren, das wir wiederum für M&A-Chancen sowie Investitionen nutzen können. Zudem können wir durch Supply Chain Financing Programme weiterhin Skonti beanspruchen und die Einkaufskosten senken, aber auch die Steuerung von Zahlungsmittelflüssen zu den Quartalsstichtagen vereinfachen.
Welche Themen bewegen Sie darüber hinaus finanzierungsseitig? Wie steht Ihnen die NORD/LB im operativen Geschäft, sei es im internationalen Geschäft oder im Supply Chain Finance als Partner, zur Seite?
Mit der NORD/LB konnten wir vor rund zwei Jahren einen starken und verlässlichen Partner für unser Bankenkonsortium gewinnen. Die NORD/LB steht uns in vielen Bereichen als zuverlässiger Partner zur Verfügung. So arbeiten wir neben Supply Chain Finance und Konsortialfinanzierung auch in der internationalen Handelsfinanzierung, dem Devisenhandel und dem Avalgeschäft eng zusammen. Die NORD/LB sehen wir als langfristigen Partner, mit dem wir die bestehende Zusammenarbeit perspektivisch ausbauen möchten.
Auf welche Kriterien achten Sie bei der Auswahl Ihrer Hausbanken besonders? Wodurch zeichnet sich Ihre Zusammenarbeit mit der NORD/LB aus?
Wir achten auf eine ausgewogene Zusammensetzung des Bankenkonsortiums und betrachten dabei unterschiedliche Kriterien. Grundsätzlich suchen wir dabei Partner, mit denen wir langfristige, strategische und vertrauensvolle Beziehungen aufbauen können. Wichtig ist uns dabei, dass wir eine gute Abdeckung der aus unserer globalen Aufstellung sowie dem Geschäftsmodell resultierenden Anforderungen erhalten. Neben klassischen Dienstleistungen zählen dazu etwa auch das globale Cash-Management, die Exportfinanzierung oder auch innovative Supply Chain Financing Lösungen. Die NORD/LB zeichnet sich durch ihre Expertise in der Begleitung von Industrieunternehmen sowie durch ihre Flexibilität bei der Entwicklung maßgeschneiderter Finanzierungs- und Serviceangebote aus.
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Markus Stuka
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