Detlef Latka, CEO Hochwald Foods GmbH

„Mit Anreizen erreichen wir mehr als durch reine Vorgaben“

Für Hochwald Foods ist die Harmonisierung der Interessen der Milcherzeuger mit den Herausforderungen eines globalisierten Milchmarktes oberste Priorität. Im Interview sprechen wir mit CEO Detlef Latka über die Erschließung internationaler Marktsegmente und die Rolle von Anreizen in der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie.

Hochwald Foods ist ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen. Wie vereint Ihr Geschäftsmodell die Belange Ihrer Stakeholder mit den Anforderungen des globalen Milchmarktes?

Im Grunde geht es für uns darum, den Milcherzeugern einen möglichst hohen Auszahlungspreis zu bieten – schließlich handelt es sich hierbei schlichtweg um das Einkommen unserer Landwirte.
Um dies zu erzielen, setzen wir unter anderem auf Mehrwertkonzepte auf den Weltmärkten, insbesondere in den arabischen Ländern und Südostasien. Dieser Ansatz ermöglicht es uns, die Wertschöpfung zu verbessern, da Konsumenten in diesen Regionen deutlich höhere Preise für Milchprodukte zahlen als in Deutschland. Hierzulande spielt das Thema Nachhaltigkeit derzeit die zentrale Rolle, während es in vielen anderen Regionen zunächst um die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung geht.

Hochwald hat zahlreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen implementiert, von emissionsarmen Milchtransporten bis zu Klimaschutzprojekten auf Milchfarmen. Welche konkreten Fortschritte konnten Sie bisher mit Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie erzielen und wie profitieren Ihre Mitgliedsbetriebe davon?

Unsere Nachhaltigkeitsstrategie basiert auf zwei wesentlichen Säulen: Tierwohl und CO₂-Reduktion. In der Umsetzung bedeutet das, dass wir bereits flächendeckend auf die Haltungsform Stufe 3 setzen. Als einer der ersten Anbieter in diesem Bereich haben wir ein großes Volumen an entsprechenden Produkten auf den Markt gebracht. Ab Januar werden wir unseren nächsten Meilenstein schrittweise umsetzen und das Tierwohl-Label auf unseren Markenprodukten wie zum Beispiel der Bärenmarke einführen.“. Dies ist nicht nur ein wichtiger Schritt für die Verbraucher, sondern auch zentral für die Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells. Ein positiver Nebeneffekt guter Haltung ist außerdem, dass eine gesunde und stressfreie Kuh mehr Milch produziert.

In puncto CO₂-Reduktion sind wir der Science Based Target Initiative beigetreten, um unsere Klimaziele im Einklang mit den Pariser Abkommen zu definieren. Da ein Großteil unserer Emissionen aus der Rohmilcherzeugung stammt, haben wir ein Anreizmodell für unsere Landwirte entwickelt. Sie können aus verschiedenen Maßnahmen wählen, die auf ihren Betrieben umgesetzt werden, und erhalten dafür eine angepasste Vergütung. Mit Anreizen erreichen wir in der Praxis mehr als durch reine Vorgaben.

Welche Rolle spielen dabei Partnerschaften und technologische Innovationen, um diese Standards entlang der gesamten Wertschöpfungskette weiter zu optimieren?

Partnerschaften und Innovationen sind essenziell. Nur wenn auch die Landwirte ihre Klimabilanz verbessern, stehen wir am Ende des Tages gut da und können unsere eigenen Ziele erreichen – das geht nur Hand in Hand. In Zusammenarbeit mit Technologieanbietern, Forschungseinrichtungen und Kunden setzen wir auf die Entwicklung praktischer Lösungen, die auf die gesamte Wertschöpfungskette übertragbar sind. Technologien wie moderne Fütterungssysteme, emissionsarmes Güllemanagement oder digitale Tools für das Monitoring ermöglichen erhebliche Fortschritte in puncto Nachhaltigkeit.

Ihr Projekt „Klima-Milchfarm“ kombiniert Tierwohl, Emissionsreduktion und nachhaltigen Futteranbau. Welche Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt können auf andere Betriebe übertragen werden?

In unserem dreijährigen Pilotprojekt haben wir untersucht, welche Maßnahmen konkret zu einer CO₂-Reduktion auf Milchfarmen führen. Dabei ging es um Futtermittelanbau, Biodiversität und insbesondere Gülle- sowie Futtermanagement. Eine zentrale Erkenntnis war, dass viele der in der Literatur diskutierten Maßnahmen in der Praxis schwer umsetzbar sind. Andere, einfachere Ansätze, wie ein optimiertes Gülle- und Futtermanagement, zeigten hingegen deutliche Erfolge. Diese praktischen Erfahrungen helfen uns, Landwirten gezielt Empfehlungen zu geben, wie sie ihre Klimabilanz effektiv verbessern können.

Als langjähriger Finanzpartner begleitet die NORD/LB Sie bei Ihren Projekten – zum einen als Corporate innerhalb unserer Firmenkunden-Gruppe Ernährung und gleichzeitig betreut das Agrar-Banking die Milchlieferanten der Hochwald Gruppe. Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit und inwiefern profitieren Sie von diesem übergreifenden, branchenseitigen Ansatz?

Die NORD/LB ist für uns ein wertvoller Partner, weil sie als eine der wenigen Banken in Deutschland über eine starke Spartenorientierung verfügt. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass die Zusammenarbeit über die reine Finanzierung hinaus geht, wir sehen unsere NORD/LB Ansprechpartner als fachliche Begleiter und Sparringspartner. Der Agrarmarkt ist volatil, Preisentwicklungen, wie etwa die nahezu verdoppelten Butterpreise im letzten Jahr, stellen Unternehmen und Landwirte regelmäßig vor Herausforderungen. Die Nähe der NORD/LB zum Agrarsektor ermöglicht uns eine Zusammenarbeit, die auf fundiertem Verständnis und verlässlicher Unterstützung basiert.

Kontakt