Dr. Susanna Zapreva, Vorstandsvorsitzende
der enercity AG (©enercity)

„Klimaneutrale Fernwärme ist ein entscheidender Baustein für die Wärmewende in Städten“

Das Projekt „Grüne Wärme“ Hannover fördert den Ausbau von Fernwärme in Hannover durch enercity. Gemeinsam mit der Stadt Hannover hat der bundesweit aktive Energiedienstleister eine Vereinbarung für das Vorantreiben der Wärmewende getroffen. Ziel ist es, Kohlekraft durch erneuerbare Energien zu ersetzen. In diesem Zusammenhang wurde von der Stadt eine Anschluss- und Benutzungspflicht für Fernwärme in zentralen Stadtteilen mit dichter Bebauung erlassen. Besonders vorausschauend ist zudem die Entscheidung, auf fossile Brückentechnologien zu verzichten und direkt auf erneuerbare Energien umzusteigen. Im Interview sprechen wir mit Dr. Susanna Zapreva, Vorstandsvorsitzende der enercity AG, über das deutschlandweit beachtete Projekt.

Hannover strebt an bis 2035 die Klimaneutralität zu erreichen, hierzu transformieren Sie die Fernwärmeerzeugung, wie sieht dieser Prozess konkret aus?

enercity treibt die Transformation der Fernwärme in Richtung Klimaneutralität seit Jahren mit Nachdruck voran. Bereits heute hat sie mit einem Emissionsfaktor von etwa 75 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde (g/kWh) einen deutlich niedrigeren Ausstoß als beispielsweise fossiles Gas mit mehr als 200 g/kWh. Die geplante Abschaltung unseres letzten Kohlekraftwerks wird diese Klimabilanz weiter verbessern. Mit jeder neuen Anlage, die das Kohlekraftwerk ersetzt – egal ob Großwärmepumpe, Geothermie, Industrieabwärme –, steigt der Anteil grüner Wärme im enercity-Fernwärmenetz. Zum Jahresende 2024 wird der Anteil erneuerbarer Fernwärme schon 50 Prozent, zum Jahresende 2026 sogar 75 Prozent betragen.

Im Jahr 2035 werden wir in der Erzeugung klimaneutral sein. Im Rahmen dieses ambitionierten Ausstiegs aus den fossilen Energien errichtet unsere Tochtergesellschaft Danpower GmbH in Hannover unter anderem ein Biomasseheizkraftwerk und zwei hochflexible Biomethan-Blockheizkraftwerke-Anlagen in der dafür gegründeten BEH Bioenergie Hannover GmbH.

Welche Meilensteine haben Sie bereits erreicht?

Der gesamte Prozess läuft insgesamt sehr gut, insbesondere die Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden gestaltet sich sehr positiv. Die Unterstützung aller beteiligten Parteien ist groß. Der Auftakt des Projekts fiel in eine schwierige Phase, bedingt durch den Ukrainekrieg gab es einige Herausforderungen. Heute können wir sagen, alle Anlagen befinden sich im Bau, wir machen große Fortschritte und die Biomethan-Blockheizkraftwerke werden voraussichtlich schon im nächsten Jahr fertiggestellt. Auch der Bau des Biomasseheizkraftwerkes schreitet zügig voran. Insgesamt wird enercity in den kommenden Jahren mehr als eine Milliarde Euro in die Wärmewende in Hannover investieren, davon allein rund 550 Millionen in die Ersatzanlagen.

Es gibt verschiedene Formen, um nachhaltig Wärme zu erzeugen. Wieso hat man sich in Hannover für klimaneutrale Fernwärme entschieden?

Die klimaneutrale Fernwärme ist ein entscheidender Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende in Städten. Denn insbesondere in urbanen Räumen mit vielen Bestandsbauten bietet sie große Vorteile, wie zum Beispiel den geringen Platzbedarf. Hannover hat zudem den Vorteil, dass es bereits ein bestehendes Fernwärmenetz gibt, das nun sukzessive erweitert und die Energie dabei immer klimafreundlicher wird – und von dem somit immer mehr Kundinnen und Kunden auch hinsichtlich Preisstabilität profitieren werden.

Ein wachsendes Wärmenetz eröffnet uns zudem die Möglichkeit, die Energie-Infrastruktur neu zu strukturieren, was perspektivisch für den Wirtschaftsstandort Hannover ein sehr wertvoller Vorteil im globalen Wettbewerb sein wird. Bislang wurden Strom-, Gas-, und Fernwärmeinfrastruktur parallel betrieben – mit entsprechenden Kosten. Durch die Fernwärmesatzung für die innerstädtischen Bezirke werden fossil betriebene Heizungen zum Auslaufmodell, in den ländlich geprägten Stadtteilen werden künftig Nahwärmenetze und Wärmepumpen dominieren – auch hierfür hat enercity eine konkrete Wärmeplanung bereits erarbeitet. Deshalb können wir mittelfristig in den Fernwärmegebieten die Gasnetze zurückbauen. 

Wodurch zeichnet sich die Zusammenarbeit mit der NORD/LB aus?

NORD/LB und HeLaBa, mit denen wir in diesem Projekt zusammenarbeiten, sind vertrauensvolle Partner an unserer Seite. Durch die professionelle Begleitung bei der Finanzierung können wir unsere Kundinnen und Kunden in ganz Deutschland auf dem Weg in die Klimaneutralität begleiten und unterstützen mehr als 300 Kommunen bundesweit bei der Wärmewende.  

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