Thomas Brauers, Leiter strategisches Finanzmanagement Stadtwerke Duisburg

„Einen doppelten Umwelteffekt erzielen“

Mit der kürzlichen Inbetriebnahme der BHKW-Großanlage haben die Stadtwerke Duisburg einen weiteren Meilenstein auf dem Weg in die Klimaneutralität in Duisburg erreicht. Wie sie sich schon heute auf Wasserstofftechnologien vorbereiten und welche weiteren Projekte sie zur Umsetzung der Wärmewende planen, erklärt uns Thomas Brauers, Leiter strategisches Finanzmanagement Stadtwerke Duisburg, im Interview.

In puncto Wärmewende setzt Duisburg auf Fernwärme – welche Strategie verfolgen Sie und was sind Ihre Ziele?

Fernwärme ist ein zentraler Baustein der Wärmewende. Insbesondere in Ballungsgebieten und dicht besiedelten Innenstadtbereichen spielen Fernwärmenetze ihre Vorteile aus. Wir sehen hier einen zentralen Teil der Lösung, um die Klimaziele im Wärmebereich – insbesondere bei Bestandsgebäuden – zu erreichen und fossile Öl- und Gasheizungen zu substituieren.

In unserer Strategie verfolgen wir zwei Ziele: Einerseits die Dekarbonisierung der bestehenden Fernwärmenetze bis 2035, andererseits den Ausbau der Netze. Derzeit versorgen wir bereits 70.000 Haushalte mit Fernwärme, in den nächsten Jahren sollen weitere 15.000 Haushalte angebunden werden.
Ein CO2-neutrales Fernwärmeangebot wollen wir bis 2035 erreichen und damit zehn Jahre früher als gesetzlich vorgesehen. Und bereits heute verzeichnen wir eine Reduktion der Emissionen im Vergleich zu 1990 um 70 Prozent.

Vor ein paar Wochen konnten Sie die wasserstofffähige BHKW-Großanlage in Betrieb nehmen. Was bedeutet das für Sie auf dem Weg zur CO2-Reduktion?

Die BHKW-Anlage ist ein wichtiger Schritt für die emissionsfreie Strom- und Wärmeerzeugung in Duisburg. Diese Anlage ist für uns ein wichtiger Baustein auf unserem Weg in die Klimaneutralität.
Das neue Blockheizkraftwerk besteht aus sieben gasbetriebenen Motoren, die wir sehr flexibel und punktgenau nach Bedarf einsetzen können, um Strom und Wärme zu erzeugen. Das Blockheizkraftwerk arbeitet in sogenannter Kraft-Wärme-Kopplung, es erzeugt also Strom und gleichzeitig Wärme für das Fernwärmenetz mit einem hocheffizienten Wirkungsgrad von über 90 Prozent. Mit dem Bau haben wir 2020 begonnen und konnten das Ganze Ende Juni in Betrieb nehmen. Die neue Anlage hat eine Leistung von 31,5 Megawatt und kann ausreichend Strom für 68.000 Haushalte erzeugen. Und bereits heute ist das BHKW für den künftigen Einsatz von Wasserstoff ausgelegt (H2-ready).

Wie beschreiben Sie die Zusammenarbeit mit der NORD/LB bei diesem Projekt? 

Wir haben eine Finanzierungsstruktur gesucht, die sowohl die individuellen Rahmenbedingungen des Projekts hinsichtlich Laufzeit und Tilgung berücksichtigt als auch Flexibilität bei der Auszahlung der Darlehenstranchen ermöglicht. Gleichzeitig waren wir auf der Suche nach einem kompetenten Finanzierungspartner, der versteht, wie wir als Unternehmen funktionieren und auch unser Geschäftsmodell nachvollziehen kann. Unser Ansprechpartner Demier Schoof und das gesamte NORD/LB-Team konnten unsere Anforderungen in einem harten Wettbewerb am besten erfüllen. Und auch in puncto Laufzeit einen einfachen und reibungslosen Ablauf der Finanzierung gewährleisten. Plötzliche Herausforderungen konnten wir gemeinsam pragmatisch lösen. Zusammenfassend haben wir in der NORD/LB einen kompetenten, lösungsorientierten und wettbewerbsfähigen Partner gefunden, der uns geholfen hat, unser Projekt erfolgreich umzusetzen.

Welche weiteren Projekte zur Umsetzung der Wärmewende planen Sie in Duisburg?

Wir benötigen mehr Fernwärme und wir benötigen grüne Fernwärme. Das bedeutet, wir müssen unsere Fernwärmeerzeugung transformieren. Dazu gehen wir viele unterschiedliche Wege, um flexibel zu sein und uns langfristig nicht nur an eine Technologie zu binden. In einem großen Neubaugebiet haben wir beispielsweise ein innovatives Versorgungskonzept entwickelt: Großwärmepumpen nutzen die Abwärme des nahegelegenen Rechenzentrums, verbunden mit hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung über wasserstofffähige BHKWs. Im Übrigen gestalten wir alle unsere Erzeugungsanlagen so, dass sie zukünftig auch Wasserstoff als Energieträger nutzen können und damit eine Perspektive haben, um die derzeitige Brückentechnologie Erdgas zu ersetzen. An anderer Stelle machen wir über Großwärmepumpen das Abwasser einer Kläranlage für Fernwärme nutzbar. Zusätzlich wollen wir perspektivisch auch die Flusswärme aus dem Rhein nutzen, im Sommer können wir mit dieser Technologie gleichzeitig das Rheinwasser abkühlen und einen doppelten Umwelteffekt erzielen. Bei der Tiefengeothermie als weitere Wärmequelle erwarten wir in Kürze die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie. Wir setzen also auf einen breiten Mix an Technologien, die den Weg für die Wärmewende ebnen. Wir versuchen so, möglichst viele vorhandene Wärmequellen für eine CO2-neutrale Wärmeversorgung in Duisburg zu nutzen.

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