Werner Zurnieden, Finanzprokurist bei DEW21

„Eine ökologisch sowie ökonomisch sinnvolle Entscheidung!“

Nachhaltigkeit hat für die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) als Unternehmen der Daseinsvorsorge einen besonders hohen Stellenwert. Als Wegbereiter für das urbane, komfortable und nachhaltige Leben in Dortmund fördert sie mit der Modernisierung und dem Ausbau des Fernwärmenetzes die Wärmewende. Im Interview sprechen wir mit Werner Zurnieden, Finanzprokurist bei DEW21, über erste Meilensteine und ihre Strategie. 

Der ehemals industrielle Kern Dortmunds ist in großen Teilen schon lange dem Strukturwandel gewichen. Wie nutzen Sie eines der wenigen verbliebenen Produktionsunternehmen, die Deutschen Gasrußwerke, für die Wärmetransformation?

Wir sind sehr froh darüber, eine langfristige Partnerschaft mit den Deutschen Gasrußwerken (DGW) geschlossen zu haben. Gemeinsam speisen wir die überschüssige Abwärme aus der Produktion in unser Fernwärmenetz ein und ermöglichen so die klimaneutrale Wärmegestehung.
Grundsätzlich arbeiten wir bereits seit 25 Jahren mit den Deutschen Gasrußwerken zusammen, doch durch Investitionen in die Prozesstechnik kann heute deutlich mehr Wärme genutzt werden. Dadurch konnten wir unsere Kooperation intensivieren und profitieren von den erhöhten Abwärmemengen. Unser langfristiges Ziel ist es dabei, bis 2035 gänzlich emissionsfrei Wärme bieten zu können, wobei bereits heute der regenerative Anteil unserer Fernwärme bei etwa 80 % liegt. Über die Partnerschaft mit den Gasrußwerken hinaus planen wir in den nächsten Jahren zusätzlich die energetische Verwertung von lokal anfallender Biomasse, Großwärmepumpen, Tiefengeothermie sowie die Nutzung erneuerbarer Gase.

Derzeit beheizen Sie bereits 600 Großkunden – bestehend aus Firmen und Wohnanlagen. Wie gelingt es Ihnen, die Versorgungskapazitäten noch weiter auszubauen? Wie viel CO2 können Sie durch das Projekt einsparen?

Bis jetzt können wir allein durch die Nutzung der Abwärme der DGW jedes Jahr 45.000 Tonnen CO2 einsparen und wir sind zuversichtlich, dass wir diese Zahl durch die bereits geplanten Erweiterungen auf 60.000 Tonnen steigern können. Ein wesentlicher Meilenstein in diesem Zusammenhang ist sicher die erhöhte Kapazität, die uns die DGW zur Verfügung stellt. Denn auch die DGW selbst haben in den vergangenen Jahren in Technik investiert, die die Nutzbarkeit der Abwärme ausweitet.
Darüber hinaus haben wir das rund 25 km lange Fernwärmenetz modernisiert sowie drei moderne Energiezentralen errichtet, die als Back-Up für Versorgungsspitzen dienen. Mit dem Umbau der Fernwärmeversorgung haben wir bereits 2018 begonnen und konnten diesen zum Jahreswechsel 2022/2023 erfolgreich abschließen. Zudem schließen wir derzeit weitere, innenstadtnahe Gebiete an unser Fernwärmenetz an und erweitern die Verteilung kontinuierlich aus dem Herzstück heraus.

Ihr Dekarbonisierungspfad gilt als nahezu barrierefrei für Verbraucher – wie wirkt sich die Umstellung auf die Verbraucher aus?

Verbraucher, die über Zentralheizungen verfügen, bemerken von dem Anschluss selbst zunächst nichts. Und auch ohne vorherigen Anschluss können wir die kurzen Umbaumaßnahmen innerhalb des Hauses so legen, dass die Bewohnenden keine Beeinträchtigungen verspüren. Diese Umbauten finden dann meist in den Sommermonaten an der Kundenanlage statt und sind schnell erledigt. Mit diesem Angebot bieten wir sozusagen ein Rundum-sorglos-Paket für Verbraucher an.

Was bedeutet zudem die Umstellung des Wärmenetzes auf Heißwasser?

Das originäre, dampfbasierte Wärmenetz stammte noch aus den 50er Jahren. Die notwendige Sanierung haben wir zum Anlass genommen, um die gesamte Infrastruktur zu modernisieren und in dem Zuge von Dampf auf Heißwasser umzustellen. Heißwassersysteme sind deutlich effizienter, da sie nur geringe Wärmeverluste verzeichnen. Zudem sind Dampfsysteme in der Unterhaltung deutlich teurer. Wir trafen also eine ökologisch sowie ökonomisch sinnvolle Entscheidung!

Lässt sich der Dekarbonisierungsansatz in Dortmund auf weitere Standorte in Deutschland übertragen?

Selbstverständlich. In unterschiedlichen Reifegraden gibt es in verschiedenen Städten und Kommunen auch schon ähnliche Projekte für die Nutzung industrieller Abwärme. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist unser Ansatz also absolut übertragbar. Notwendig ist hierzu grundsätzlich nur eine (industrielle) Abwärmequelle, die möglichst nah am Netz liegt, um lange Leitungen und damit verbundene Wärmeverluste vermeiden zu können.

Wodurch zeichnet sich Ihre bisherige Zusammenarbeit mit der NORD/LB aus?

Insgesamt arbeiten wir sehr eng zusammen und haben eine ausgezeichnete Vertrauensbasis. Ein Alleinstellungsmerkmal, das wir an unseren NORD/LB Beratern schätzen, ist der proaktive Umgang mit unseren Projekten und Bedarfen. Wir werden stets mit spannenden Ansätzen und innovativen Möglichkeiten zu attraktiven Konditionen unterstützt. 

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