„Mit der Rückwärtsintegration die Lieferkette absichern“
Essentieller Baustein zum Gelingen der Energiewende sind Speicherlösungen und leistungsfähige Batterien – ob für den Haushalt oder das E-Fahrzeug. Ein Schlüsselspieler dabei: die AMG Lithium. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Produktion und Entwicklung von hochwertigen lithiumhaltigen Materialien. Dabei verfolgen sie einen rückwärtsintegrierten Ansatz, vom Rohstoff bis hin zu hochreinen Produkten. Holger Müller, CFO von AMG Lithium, spricht mit uns im Interview über die besondere Expertise des Unternehmens.
AMG Lithium konzentriert sich auf die Produktion und Entwicklung von hochwertigen lithiumhaltigen Materialien für den Bereich Energiespeicherung. Können Sie uns einen Überblick über das Geschäftsmodell geben und erläutern, wie es sich von anderen Unternehmen in der Branche unterscheidet?
Wir verfügen bei AMG Lithium über eine eigene Ressource und sind somit rückwärts integriert. Diese Ressource produziert bereits seit längerem Spodumen, hat die Produktionskapazität gerade erhöht und stellt in Zukunft die Rohstoff-Basis für die Herstellung von Lithiumhydroxid höchster Qualität in unserem Werk in Bitterfeld dar. Im dritten Quartal diesen Jahres wurde das erste Modul zur Herstellung von 20.000 t/Jahr fertiggestellt und befindet sich aktuell in der Inbetriebnahme. Je nachdem wie sich der Markt und die Nachfrage entwickeln, plant die AMG Lithium weitere Module aufzubauen und zwar so, dass wir in puncto Rohstoff-Beschaffung maximal flexibel aufgestellt sind. Ziel ist es, möglichst viele Quellen zu erschließen und die Abhängigkeit von einzelnen Partnern zu reduzieren.
Unser Geschäftsmodell ist einzigartig: Die Firma ist rückwärtsintegriert, verfügt über Experten mit durchschnittlich über zehn Jahren Erfahrung und vorzeigbaren Erfolgen im Bereich Lithium – vom Rohstoff zu komplexen, hoch-reinen Produkten. Wir haben in kürzester Zeit in und für Europa den allerersten Schritt in Richtung Absicherung des wachsenden Bedarfs an kritischen Rohstoffen für die Batterie-Industrie getan. AMG Lithium wird den ersten lokalen „Lithium Hub“ aufbauen und somit typische Lieferzeiten und Sicherheitslager von in Europa produzierenden Firmen drastisch verkürzen. Dies wird maßgeblich zum Aufbau einer China-unabhängigen Supply Chain beitragen. Wir werden technische Lithium-Salze aus dem Recycling wieder in Batterie-fähiges Material umwandeln und somit nachhaltig und vor Ort den Aufbau einer sinnvollen Kreislauf-Wirtschaft fördern, um nur einige Projekte zu nennen. Keines der aktuell in Europa in der Entwicklung befindlichen Projekte erfüllt mehr als zwei der oben genannten Kriterien.
Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Innovation in Ihren Produktionen, mit welchen Initiativen steigern Sie Ihre Ressourceneffizienz?
Nachhaltigkeit spielt für die gesamte AMG-Gruppe eine sehr große Rolle. Bezogen auf AMG Lithium verdienen folgende Aspekte erwähnt zu werden: In puncto Nachhaltigkeit ist bereits am Anfang der Rohstoffkette extrem viel erreicht worden. Der Prozess wurde mehrmals mit großem Erfolg umgestellt. Er ermöglich heute die gleichzeitige Gewinnung von Zinn-, Tantal- und Lithium-haltigen Erzen und gewinnt somit das meiste aus dem Gestein. Viele andere Minen scheuen diesen Aufwand, weil er durchaus Komplexität mit sich bringt, lassen so jedoch wichtige Rohstoffe liegen. Darüber hinaus optimieren wir den Betrieb kontinuierlich, der Wasserverbrauch wurde innerhalb der letzten fünf Jahre um 70 Prozent reduziert. Die Stromerzeugung erfolgt größtenteils aus lokaler Wasserkraft, die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung wird akribisch gepflegt - um nur einige weitere Aspekte zu nennen.
Mittels unserer kontinuierlichen Verbesserungsprozesse und KPIs kann das Ganze gezielt gefördert und gesteuert werden. In puncto Innovation, hält sich die Firma über die gesamte Wertschöpfungskette stets auf dem Laufenden, um neue Technologien oder Verfahren zur Verbesserung Bestehender zu nutzen. Am Ende unserer Wertschöpfungskette, hier also die Herstellung von Lithiumhydroxid in Batterie-Qualität in Bitterfeld, ist der Wasserverbrauch vernachlässigbar. Obwohl das Verfahren theoretisch viel Wasser benötigt, wurde dieses als geschlossener Kreislauf konzipiert. Wasser wird somit konstant und ohne Verluste im Kreislaufverfahren verwendet.
Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung des Batteriemarktes ein, insbesondere im Hinblick auf die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und erneuerbaren Energien?
Diese Frage treibt aktuell alle Akteure in diesem Umfeld um – und dies zurecht. Auf der einen Seite haben sich alle in Europa auf die Elektromobilität eingeschworen, auf der anderen ist es schwer, gegen den Vorsprung, die Geschwindigkeit und die Leidensbereitschaft der Konkurrenz aus China anzukämpfen. Auch weil sie den mit Abstand größten Teil der Rohstoff-Bereitstellung beherrschen. Die Entwicklung wird sich aber insgesamt nicht mehr bremsen lassen, weder bei den Elektrofahrzeugen, noch bei den Zwischen-Speicher-Lösungen. Im Gegensatz zu anderen Marktbereichen, kommt hier dem Zusammenspiel von Industrie und Politik eine zentrale Rolle zu. Der Vorsprung der Chinesen ist mittlerweile so groß, dass die Höhe der Investitionen, welche hier benötigt würden, um etwas Sinnvolles als Konkurrenz aufzubauen, kaum von der Industrie alleine bereitgestellt werden kann.
Auf der anderen Seite muss die Politik an dieser Stelle mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, denn was auch immer der Westen aufbaut, die Abhängigkeit von China wird uns eine Weile erhalten bleiben. Umso wichtiger ist es für das im Aufbau befindliche Batterie-Ökosystem in Europa, fortgeschrittene Akteure, die bereits erfolgreich die in Europa dringend benötigten Infrastrukturen aufbauen, zu fördern. Es gilt, die Rückwärtsintegration des Kontinents zu treiben, zu fördern und gegebenenfalls auch zu stützen.
Gemeinsam mit der NORD/LB und cflox stellen Sie auf der Structured Finance ihre innovative Projektfinanzierung vor. Welche Besonderheiten zeichnen die Zusammenarbeit aus?
Wir stehen vor der Herausforderung, die komplexe und lange Supply Chain von der Bestellung und Lieferung des Rohstoffs bis zur letztendlichen Produktion des batteriefähigen Lithiumhydroxids zu überbrücken. Hier werden in etwa 60 bis 90 Tage benötigt. In der Vergangenheit war AMG Lithium auf der Suche nach einer innovativen Finanzierungslösung für diese Lieferkette. Ziel war, dass sich die bilanziellen Effekte innerhalb des Working Capital Zyklus abbilden lassen. Die von cflox mit der NORD/LB gemeinsam angebotene Finanzierungslösung stellte hierbei den passenden „Fit“ für AMG Lithium dar. Besonders hervorzuheben ist die professionelle Betreuung während des gesamten Prozesses durch die Marktseite. Natürlich funktioniert keine Finanzierung ohne ausreichende Abstimmung mit der Marktfolge. Hier zeichnet sich die NORD/LB durch eine hervorragende Koordination und Kooperation dieser internen Prozesse aus und die Supply Chain Finanzierungslösung wurde für alle zu einem Erfolg.
Kontakt
-
Adnan Sülün
Firmenkunden | Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland