Mike Greulich, Geschäftsführer
AIM Recycling Germany GmbH

„Starke Wachstumstreiber für die (lokale) Recyclingwirtschaft“

Metallrecycling ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Bemühungen, die Umweltauswirkungen der Industrie zu reduzieren und natürliche Ressourcen zu schonen. Am neuen Standort der AIM Recycling, einer hundertprozentigen Tochter der kanadischen American Iron & Metal Inc., in der Hansestadt Gardelegen folgt man diesem Ansatz und der Idee des umweltfreundlichen Handels. Mike Greulich, Geschäftsführer AIM Recycling Germany GmbH, spricht mit uns über die neue Anlage, wesentliche Wachstumstreiber der Branche sowie Tücken in der Finanzierung.

Warum haben Sie sich für den Standort Gardelegen in Sachsen-Anhalt entschieden?

Bei der Standortwahl spielen diverse Faktoren eine Rolle, zunächst hat uns in Gardelegen die geografisch zentrale Lage überzeugt, ferner war die politische und lokale Willkommenskultur hier sehr ausgeprägt. Sowohl der damalige Landrat des Altmarkkreis Salzwedel, Herr Ziche, als auch die Bürgermeisterin Mandy Schumacher haben sich von Beginn an stark engagiert und uns in unserem Vorhaben, eine Anlage zur Aufbereitung von metallhaltigen Rückständen durch trocken- und nassmechanische Aufbereitungsverfahren zu errichten, unterstützt. Die lokalen Stakeholder bei einem solchen Bauvorhaben auf seiner Seite zu haben, ist natürlich immer toll und wirkt sich positiv auf die Einstellung und Stimmung aller Beteiligten sowie der örtlichen Bevölkerung aus!

Welche Wachstumspotenziale bietet ihr Geschäftsmodell in den nächsten Jahren – welche Branchen sind hier wichtige Treiber?

Unser Kerngeschäft besteht daraus, metallhaltige Rückstände aufzubereiten und sie in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen. Damit tun wir der Umwelt etwas Gutes und dementsprechend sind auch die Wachstumspotenziale unseres Geschäftsmodells gelagert. Unsere Gesellschaft ist angehalten umzudenken, natürliche Ressourcen, wie metallische Rohstoffe, sind nun mal leider endlich, aber eben auch ein zentraler Faktor bei der Dekarbonisierung, der Digitalisierung sowie der Elektrifizierung unserer Infrastruktur. Darüber hinaus sind wir in Deutschland in der Beschaffung von Seltenen Erden derzeit von Ländern wie China oder dem Kongo abhängig. Ein Risiko mit fatalen Auswirkungen, die uns erst kürzlich durch die Lieferkettenproblematik wieder vor Augen geführt wurden. Sie sehen, der Klimawandel und die geopolitischen Faktoren wie Covid, der Ukraine Krieg und die Lieferkettenproblematik haben hier schon einiges angestoßen und sind starke Wachstumstreiber für die (lokale) Recyclingwirtschaft.
Die Politik hat auf europäischer und nationaler Ebene auf diese Herausforderungen reagiert und wichtige Impulse für die Recyclingwirtschaft gesetzt: Das nationale Kreislaufwirtschaftsgesetz sowie der Critical Raw Materials Act der Europäischen Kommission geben der Recyclingwirtschaft ein solides Rahmenwerk für ein langfristiges Wachstumspotential.

Inwiefern trägt dieses Projekt zur Nachhaltigkeit und zur Umweltverbesserung bei, da es sich um die Aufbereitung metallhaltiger Rückstände handelt? Welche ökologischen Aspekte sind bei diesem Vorhaben zu beachten?

Recycling hat es aus seinem Schattendasein herausgeschafft: Fakt ist, dass ohne Recycling eine Versorgung der Weltwirtschaft mit Industriemetallen seit Jahrzehnten nicht mehr möglich wäre. Heute wird weltweit zwischen 20 und 40 Prozent der Industriemetalle aus metallischen Schrotten hergestellt. Außerdem werden durch Metallrecycling bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgase emittiert. Daher ist Recycling schon per Definition umweltschonend und nachhaltig. Die bereits vorgenannten großen gesellschaftspolitischen Themen Klimawandel, Elektrifizierung und Digitalisierung führen zu einem steigenden Einsatz komplexer Verbundwerkstoffe in Produkten. Das stellt auch die Recyclingindustrie vor neue Herausforderungen. Neue Verfahren müssen entwickelt werden, um beispielsweise auch kritische Rohstoffe, die oftmals nur im Gramm-Bereich in Produkten verwendet werden, wiedergewinnen zu können. Mit unserem Projekt in Gardelegen haben wir uns auf das Recycling von komplexen Verbundwerkstoffen spezialisiert. Durch den Einsatz von nass- und trockenmechanischen Verfahren sind wir in der Lage metallische Sekundärrohstoffe bis zu einer Korngröße von 0,1mm wiederzugewinnen, die bisher auf Deponien und in Verbrennungsanlagen gelandet sind. Der Ausbringungsgrad für Metalle ist mit unserem Verfahren im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren deutlich höher und erhöht entsprechend in gleichem Maße die stoffliche Verwertbarkeit.

Wie war die bisherige Zusammenarbeit mit der NORD/LB? Gab es Besonderheiten bei der Realisierung des Projekts?

Wir arbeiten seit dem ersten Tag unseres Projektes zusammen und haben eine lösungsorientierte Partnerschaft auf Augenhöhe, in der sich Herr Göbel und sein Team als sehr verlässliche und kompetente Partner erwiesen haben. In unserer Branche stehen wir auch in der Finanzierung vor einigen Tücken, schließlich werden Metalle an den internationalen Börsen gehandelt. Für uns bedeutet dies, dass wir einerseits mit Wechselkursrisiken durch volatile Währungen und andererseits durch die Rohstoffpreisvolatilität und die schwankende globale Nachfrage beeinflusst werden. Diese Faktoren resultieren in unserer Finanzierung in einem besonders flexiblen Betriebsmittelbedarf – hier die notwendige Expertise an seiner Seite zu haben, ist für uns sprichwörtlich Gold wert.  

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