„Ein lokales Synergie-Kraftwerk auf Basis von Erneuerbaren Energien“
Biomethangas gilt als Tausendsassa im Energiemix: Vielseitig einsetzbar, mit guter Verfügbarkeit und mit Vorteilen für unser Klima. Diese Attribute machen Biomethan zu einem zukunftsträchtigen Baustein in unserem Energiemix. An die Potenziale von Biomethan glaubt auch Gerd Clasen, Geschäftsführer der kbb Biogas GmbH & Co. KG, und stellt seine Produktion um. Im Interview spricht er mit uns über das Projekt und seine langfristige Vision.
Welche Motivation stand hinter Ihrer Entscheidung, die Biogasanlage von der Strom- und Wärmeproduktion auf die Biomethanproduktion umzustellen?
Unser langfristiges Ziel ist es, bedarfsgerecht klimaneutral Strom, Kraftstoff und Wärme zu produzieren. Hierzu wollen wir ein lokales Synergie-Kraftwerk auf Basis von Erneuerbaren Energien errichten: Konkret werden wir auf eine Biogas-, eine Photovoltaik- sowie eine Windkraftanlage setzen. Schon 2011 haben wir unsere erste Biogasanlage auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen und Gülle errichtet. Die damalige Entscheidung basierte auf dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2009. Das EEG 2009 ermöglichte uns eine Vergütungssicherung für 20 Jahre, heute sind wir bereits im 13ten Betriebsjahr und damit in der zweiten Hälfte des EEG angelangt.
Für uns war es wichtig, dass wir uns rechtzeitig um ein Nachfolgekonzept bemühen. Als wir die Biogasanlage errichtet haben, war noch nicht abzusehen, dass die Stromerzeugung aus Biogas im Vergleich zu Windkraft und Photovoltaik die Kostenführerschaft verlieren wird. In Zahlen bedeutet das konkret, dass aus Biogas gewonnener Strom nicht unter 15 Cent/kWh zu produzieren ist, während Strom aus Windkraft und PV gerade einmal bei 6-8 Cent/kWh liegt. Es ist also nicht primär unsere Stärke, als Biogasanlage kostengünstig im Grundlastbereich Strom zu produzieren. Durch unsere Umstellung auf die Biomethanproduktion speisen wir künftig direkt in das Erdgasnetz ein, dort kann das Gas über viele Monate zwischengelagert werden und steht letztendlich der vorteilhaftesten Anwendung bzw. Wertschöpfung zur Verfügung. Die Umstellung auf die Biomethanproduktion bringt uns unserer Vision des lokalen Synergie-Kraftwerks ein ganzes Stück näher. Wir planen aktuell auch die Errichtung einer Windkraftanlage und einer Photovoltaikanlage in unmittelbarer Nachbarschaft zur Biogasanlage, auch für die Eigenstromversorgung. Diese Anordnung der Technologie bringt 100 Prozent Flexibilität.
Inwieweit stellt die Biomethanproduktion für den Kraftstoffsektor ein nachhaltiges und zukunftssicheres Geschäftsmodell dar? Welche Wachstumschancen bestehen?
Das Gesetz zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote aus dem Mai 2021 war für uns durchaus ausschlaggebend, um unser Geschäftsmodell in dieser Art umzustellen. Für uns ermöglicht die Gesetzgebung ein zukunftssicheres Geschäftsmodell. Für den wirtschaftlichen Erfolg ist jedoch ganz klar die Bereitschaft gefragt, mit anderen Marktakteuren zu kooperieren: In diesem Zuge konnten wir einen zuverlässigen Marktpartner gewinnen und haben einen Biomethanliefervertrag von 2024 bis 2031 geschlossen – dieser bietet uns die notwendige Planungssicherheit, auch in der Finanzierung. Teil des Gesetzes zur Treibhausgasminderungsquote ist auf fortschrittliche Kraftstoffe zu setzen, dazu gehört in unserem Fall Biomethan auf Basis von Gülle und Mist. Hier gilt der Grundsatz – möglichst viel Gülle und Mist in Biogasanlagen energetisch zu nutzen, um erhebliche Mengen an Treibhausgasen einzusparen. Damit stellen wir künftig einen fortschrittlichen Biokraftstoff her. In diesem Segment sind die Wachstumschancen erheblich – denn Inverkehrbringer, die besonders hohe Mengen an fossilen Kraftstoffen verkaufen, müssen bis 2030 mindestens 2,6 Prozent an fortschrittlichen Biokraftstoffen nachweisen. Letztes Jahr lag dieser Wert gerade einmal bei 0,2 Prozent.
Welche Maßnahmen waren im Zuge des Umbaus notwendig und welcher Finanzierungsbedarf bestand?
Zunächst mussten wir den Bebauungsplan ändern, hiermit war ein komplexes Genehmigungs- und Planungsverfahren verbunden. Wir sind froh, alle notwendigen Genehmigungen sowie die Finanzierung inzwischen erhalten zu haben und uns jetzt bereits im Bau zu befinden!
Wir freuen uns, hier sowohl unsere Finanzierungspartner die Kreissparkasse Verden und die NORD/LB als Co-Finanzierer als auch die örtliche Gemeinde an unserer Seite gehabt zu haben. Unser Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich nach 2022 auf knapp über 10 Millionen Euro.
Statement der Kreissparkasse Verden
Die Kreissparkasse Verden begleitet als Hausbank die bisherigen Aktivitäten und das Geschäftsmodell der kbb Biogas GmbH & Co. KG. Die Unternehmung hat sich stets mit den Veränderungen des Marktumfeldes auseinandergesetzt und über entsprechende Investitionsmaßnahmen Umsatz- und Ertragspotenziale gehoben.
Mit der Umstellung des bisherigen originären Produktions- und Vermarktungsverfahrens auf die künftige Herstellung von Biomethan und der damit verbundenen direkten Einspeisung des Produktes in ein deutsches Gasnetz geht die Unternehmung einen neuen innovativen und insbesondere zeitgemäßen Weg.
Die NORD/LB haben wir bei dieser komplexen und kapitalintensiven Maßnahme sowohl aufgrund ihrer Expertise im Agrarsektor und im Bereich der Erneuerbaren Energien als auch zur Risikoteilung frühzeitig in die Finanzierungsgespräche eingebunden. Wir freuen uns darüber, dass wir der kbb Biogas GmbH & Co. KG somit gemeinsam maßgeschneiderte und zielgerichtete Finanzierungslösungen zur Realisierung des Vorhabens anbieten konnten.
Kontakt
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Sonja Gewiese
Firmenkunden | Agrar-Banking Nord | Niedersachsen
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Mobil: +49 (0) 172 5116 136