Leasingmodelle werden um das Objekt herum gebaut
Ein Interview mit Dieter Behrens, Mitglied der Geschäftsleitung Deutsche Leasing AG
Innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe ist die Deutsche Leasing Gruppe das Kompetenzcenter für Leasing und Factoring sowie weitere mittelstandsorientierte Asset-Finance-Lösungen und ergänzende Services im In-und Ausland. Durch die intensive Zusammenarbeit der Sparkassen und der Deutschen Leasing können Firmenkunden auf das gesamte Leistungsspektrum im Leasing und der Finanzierung für Mobilien und Immobilien zurückgreifen. Im Ausland unterstützt die Deutsche Leasing Sparkassenkunden in insgesamt 23 Ländern weltweit – von den USA und Kanada über Brasilien und Europa bis nach China.
Frage: Herr Behrens, welche Entwicklung hat der Markt für Leasing in Deutschland genommen und wo steht er derzeit?
Dieter Behrens: Ich betreue seit 1993 Leasingprojekte in allen Branchen. Insbesondere bei Mittelständlern ist Leasing heute Standard. Bei außenfinanzierten Investitionen beträgt der Leasinganteil heute schon mehr als 50 Prozent, Tendenz steigend. Aus dem Blick des Treasurers hat sich der Blick verändert: Die Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells angesichts der Digitalisierung war schon vor Corona mit hohen Anforderungen verbunden. Durch Corona und den Verzehr vieler Cash-Reserven hat die Bedeutung von Liquiditätsmanagement extrem zugenommen. Zudem entsteht seit 2019 im Hintergrund noch eine weitere, zukunftsrelevante Thematik: Unternehmen investieren mehr und mehr in Nachhaltigkeit und Klimaschutz innerhalb des eigenen Geschäftsmodells. Auch diese Investitionen wollen begleitet werden.
Frage: Was sind die großen Trends beim Leasing von Maschinen und Anlagen?
Dieter Behrens: Die Popularität von Sale-and-lease-back zurzeit zeigt, dass die Freisetzung von Liquidität eine wichtige Rolle für Investitionen in die eigene Zukunft spielt. Das Leasing von Maschinen und Anlagen im B2B Umfeld ist seit Jahrzehnten gesetzt, heute macht es mehr als fünfzig Prozent der Finanzierungen von Unternehmen aus. Dahinter verbergen sich klare Vorteile wie große Freiheiten bei der Vertragsgestaltung, die Schonung von Liquidität und Eigenkapital sowie die Möglichkeit, immer über die neueste Maschine verfügen zu können. Leasing ist heute ein Paket aus Dienstleistungen, das letztlich zur bestmöglichen Umsetzung einer Finanzierung dient. Und dies geht nur mit Leasingspezialisten wie der Deutschen Leasing. Wir kennen nicht nur die Maschinen, sondern wir wissen auch genau, wie man eine Finanzierung optimal aufsetzt, damit sie ideal in die Finanzierungs- und Bilanzstrukturen des Unternehmens passt. Und wir wissen auch, wie wir die Maschinen am Ende der Leasingzeit gut in den Markt bringen.
Frage: Was macht Leasing für Mittelständler besonders interessant?
Dieter Behrens: Es gibt natürlich unterschiedliche Perspektiven aus der Sicht eines Mittelständlers. Einige Vorteile habe ich oben ja schon genannt. Dann ist da beispielsweise die Frage, wie die Bilanz am Ende aussehen soll und wie sie dazu ausgestaltet werden muss. Zur Beantwortung dieser Frage entwickeln wir dann Ausgestaltungsszenarien, in die wir das Leasing miteinbeziehen – die Ausgestaltung ist ein wichtiger Aspekt, wobei heute bei vielen das Liquiditätsmanagement ganz oben steht. Ein weiterer Vorteil von Leasing ist, dass der Leasingnehmer keine Vorfinanzierung leisten muss, sondern erst zahlt, wenn er das Objekt nutzt – das sogenannte „Pay-as-you-earn“-Prinzip. Die Kosten – die Leasing-Raten – werden direkt aus den Erträgen des Leasingobjekts erwirtschaftet und auf die gesamte Nutzungsdauer verteilt. Im Endeffekt ist Leasing eigentlich ein Vorläufer eines zentralen Gedankens, der in der Sharing Economy eine entscheidende Rolle spielt: Assets nicht zu besitzen, sondern sie lediglich zu nutzen und dafür zu bezahlen. Denken Sie an AirBnB, WeWork oder Uber – die besitzen alle keine Assets, sondern stellen ein Dienstleistungspaket zur Verfügung. Das heißt, Leasingmodelle werden jeweils um das Objekt herum gebaut. Als Leasinggeber und marktführende Asset-Experten können wir kundenorientierte Lösungen zur Verfügung stellen, die den individuellen Bedarf treffen.
Frage: Gerade in der Corona-Krise hat der Staat massiv Geld zur Unterstützung der Unternehmen ausgegeben. Welche Rolle spielen Fördermittel derzeit?
Dieter Behrens: Fördermittel waren und bleiben für viele Kunden sehr bedeutsam, um die Liquidität zu verbessern. Man muss wirklich anerkennen, dass die Sparkassen in der Corona-Krise vermutlich den wichtigsten Beitrag dabei geleistet haben, mittelständische Unternehmen über Wasser zu halten. Deutsche Geldhäuser vergaben 2020 rund 35 Milliarden Euro an KfW-Sonderprogrammkrediten. Mehr als ein Drittel davon (37 Prozent) wurden durch Sparkassen und Landesbanken organisiert. Fördermittel als Teil der Finanzierung gehören zu unserem Beratungssetup, d.h. wir prüfen, welche Möglichkeiten für die geplante Investition gegeben sind. Je nach Ausgestaltung können Fördermittel mit Leasing, Mietkauf oder einer Kreditfinanzierung kombiniert werden. Daraus ergeben sich interessante Darstellungsmöglichkeiten für Investitionen beispielsweise in ÖPNV-Projekte, Nachhaltigkeit oder moderne Maschinen mit hohem digitalen Anteil.
Frage: Stichwort Gebrauchtmaschinen: Wer kauft oder least diese und aus welchem Grund?
Dieter Behrens: In der Regel nutzt der Leasingnehmer sein Objekt meist nach dem Ende der Leasingdauer weiter – oft sogar bis zum Ende der Lebenszeit. Es gibt aber auch Szenarien, in denen ein Kunde eine kurzfristige Erweiterung seines Maschinenparks wünscht und genau hier können gebrauchte Maschinen eine Option sein. Bei der Beschaffung können wir den Kunden unterstützen. Entweder aus Rückläufern aus den Leasingverträgen oder wenn sich unsere Kunden von Überkapazitäten trennen wollen.
Frage: Haben Sie bereits an Pay-per-Use Modellen als Leasing gearbeitet? Wenn ja: Was sind die besonderen Herausforderungen dabei?
Dieter Behrens: Pay-per-Use ist ja nicht per se neu. So sind Kilometerverträge bei Fahrzeugen eine seit langer Zeit etablierte Umsetzung von Pay-per-Use. Bei Maschinen hingegen spielt dieses Modell eine noch untergeordnete Rolle, es wird aktuell aber intensiver diskutiert. Wir waren hier als Leasinganbieter schon früh mit dabei und haben ein Pilotprojekt mit unserem Partner Bystronic aufgesetzt. Statt vorab vereinbarter Raten, die auf einer angenommenen Nutzung des Investitionsobjektes beruhen, wird bei Pay-per-Use die Nutzung gemessen und in Rechnung gestellt. Das bedeutet: Ist die Nutzung einer Maschine hoch, steigt die Rate, ist sie niedrig, fällt die Rate entsprechend und passt sich so der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens an. In der Breite allerdings hat sich dieses Modell noch nicht durchgesetzt. In erster Linie, weil die dazu notwendige Vernetzung der Maschinen für den digitalen Austausch von Daten mit dem Leasinggeber meist noch nicht gegeben ist. Erst wenn wir einen entsprechenden digitalen Austausch haben, können wir Pay-per-Use Lösungen entwickeln und einfach umsetzen. Durch noch flexiblere Ausgestaltung der Laufzeiten, Ratenhöhen und Rückgabemöglichkeiten kann dies eine sinnvolle Weiterentwicklung der bestehenden Leasinglösungen bedeuten. Potenzielle Anpassungen an die Laufzeit der für die Maschine akquirierten Aufträge oder die Intensität der Abrufe könnten dann noch besser gesteuert und an die Liquiditätsströme des Unternehmens angepasst werden.
Kontakt
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Nils Jacholke
Leitung, Corporate Financial Advisory
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